Privatbesitz

Erich Seiffert

Brombeere, op. XXIV, 1938

[auf dem Blatt irrtümlich „39“ graviert],
Kupferstich, koloriert, 11,4 x 8,4 cm

Das herbstliche Motiv mit den Brombeeren und einer Kreuzspinne im Netz setzt die Reihe der Blätter fort, in denen Tiere und Pflanzen gemeinsam dargestellt werden. Verschiedene Formen wie die spitzigen Blätter und dornigen Stängel, die fleischigen Früchte und das filigrane Spinnennetz werden effektvoll in lockerer Kreisform auf dem Blatt angeordnet. Die ästhetische Wirkung von Naturformen war auch Thema von Ernst Haeckels 1899–1904 erschienenem Tafelwerk „Kunstformen der Natur“. Als bildungsbürgerliches Standardwerk war es sicher auch in Walter Kühnes Bibliothek vorhanden. Es könnte Erich Seiffert neben Stichen in der Art von Maria Sibylla Merian als allgemeine Anregung gedient haben. Nicht zuletzt werden bei Haeckel auch die Spinnen mit einer eigenen Tafel gewürdigt. Doch während Haeckel die Naturformen in ein streng symmetrisches ornamentales Schema zwingt, zeigt Erich Seiffert eine dekorative, aber realistische Szene – die Spinne webt ihr kunstvolles Netz.

(Foto: Wikimedia Commons)

Ernst Haeckel

Arachnida–Spinnentiere, ca. 1900

Taf. 66 aus „Kunstformen der Natur“, Leipzig

Untere Reihe Mitte: die Fromme Kreuzspinne (Epeira diadema), die Erich Seiffert auf seinem Stich dargestellt hat. Ernst Haeckels Publikation „Kunstformen der Natur“ beeinflusste maßgeblich die Kunst des Jugendstils.