Erich Seiffert
Zwei an einer Brücke in Berlin, undatiert
(vermutlich Anfang 1930er Jahre)
Gouache (?) auf Aquarellpapier, 35 x 45 cm
In diesem Bild zeigt sich Erich Seifferts Orientierung an expressionistischer Malerei bzw. deren „Vater“ Edvard Munch (1864–1944). Wie in den vielen Varianten von Munchs Mädchen auf der Brücke (1901 bis 1940) wird in Erich Seifferts Bild der Vordergrund durch eine starke Diagonale zerschnitten, auf der schemenhafte menschliche Figuren platziert sind. Der Farbauftrag ist dünn, die Leinwand stellenweise sichtbar. Zu der Diagonale links tritt in Erich Seifferts Bild die doppelte Diagonale der Brücke und Schleuse rechts – wie überhaupt das Bild von Paaren oder Pendants bestimmt ist: zwei menschliche Figuren, zwei große Bäume, zwei Laternen. Das Motiv zeigt vermutlich – in verfremdeten Proportionen und vereinfachten Formen – den Landwehrkanal und die Untere Freiarchenbrücke mit Schleuse in Berlin-Tiergarten. Ganz in der Nähe im Hansa-Viertel wohnten Erich Seiffert und Maria Lebeck geb. Kühne.
Edvard Munch
Mädchen auf der Brücke, 1901
Öl auf Leinwand, 136 × 125 cm
Edvard Munch vertrat die Auffassung: „Die Natur ist nicht allein das mit den Augen Wahrnehmbare – sie umfasst auch die inneren Bilder der Seele – Bilder auf der Rückseite des Auges.“ Wie in diesem Bild mit seiner zwielichtigen Mittsommernachtstimmung (es ist hell, aber der Mond scheint) lässt sich auch bei Erich Seifferts Gemälde nicht recht sagen, ob helle Nacht oder dunkler Tag herrscht.