Kurt Herbst
Nachtschicht im Stahlwerk Riesa, 1960
Öl auf Hartfaser, 100 x 126 cm
Im Gegensatz etwa zum Bild Schichtwechsel aus der Jamlitzer Zeit erscheinen die Werktätigen in diesem und weiteren Bildern aus dem Stahlwerk Riesa um 1959/60 nicht nur im Format monumentaler, sondern wirken auch durch die Komposition, z.B. die Untersicht, „heroischer“. Wie in vergleichbaren Arbeiterbildern des Sozialistischen Realismus wird der Stahlwerker im Vordergrund in der Tradition des historischen Ständebildes in seiner Arbeitskluft und mit entsprechenden Attributen wie der Schutzbrille und den Handschuhen gezeigt. Mit seinem in die Ferne gehendem Blick und dem erhobenem Kinn wird er zum Inbild des stolzen „Arbeiters der Faust“ stilisiert. Das Gesicht hat aber im Gegensatz zu dem Schematismus in Schichtwechsel individuelle Züge, die sorgfältig in Vorstudien und Zeichnungen erarbeitet wurden. Hierin zeigt sich Kurt Herbst Schulung an der Dresdner Akademie.
Dieses und ein anderes Stahlwerkerbild aus Riesa waren um 1990 Teil einer Ausstellung im Ruhrgebiet, die den Strukturwandel in der Stahlindustrie thematisierte. Die Recherchen dazu werden fortgesetzt.